nagelneue Bremsen quietschen bei bestimmten Geschwindigkeiten oder Rechtskurven

  • Mahlzeit,


    mein SUZUKI Swift Sport hat am Freitag komplett neue Bremsen bekommen, da die alten runter waren. Verbaut wurden neue Zimmermann Bremsscheiben und neue Brembo Bremsbeläge. Bin danach ca. 50-60 km ohne jegliche Beschwerden gefahren. Die Bremsen wurden durch einen befreundeten KFZ-Mechatroniker eingebaut, nicht bei SUZUKI. Da ich beim Wechsel dabei war, kann ich sagen, dass alles auch gewissenhaft und fachmännisch erledigt wurde.


    Nun habe ich vorhin feststellen müssen, dass die Bremsen ab ca. 90 km/h anfangen ganz schrill zu quietschen, genauso wenn ich in eine Rechtskurve gefahren bin. Daraufhin wurde mithilfe des Wagenhebers das Fahrzeug aufgebockt, um zu schauen, ob den die Bremsen in irgendeiner Weise fest sind. Dies war nicht der Fall, alle Räder lassen sich problemlos drehen. Wenn man - sobald das quietschen auftrat - ganz leicht die Handbremse gezogen hat, war es weg, kam jedoch wieder. Lokalisiert habe ich das Quietchen von hinten rechts - zumindest bilde ich es mir ein. Beim Wechsel wurde auch alles ordentlich mit Bremsenpaste geschmiert, selbstverständlich nichts an den Bremsbelägen oder Scheiben.


    Neue Bremsen müssen sich ja grundsätzlich immer erstmal aufeinander abstimmen, aber von solchen Geräuschen hab ich noch nie gehört. Hat jemand von euch eine Idee, woher das Geräusch kommen könnte? Hatte jemand schon mal ein ähnliches Problem?


    Mit freundlichen Grüßen

    Headown

  • Da gibt es mehrere Möglichkeiten.


    • Zu viel geschmiert und die Beläge kippeln, küssen die Bremsscheibe, das führt zu Vibrationen in Form von "Quietschen"!?
    • Die Führungsbolzen nicht geschmiert und die Beläge stellen sich nicht mehr zurück!?
    • Den Sattel nicht ordentlich von Rückständen befreit? Dadurch zu wenig Rückstellmoment?
    • Beim Rückstellen den Bremskolben verkantet und irgendwas dort defekt gemacht!?


    Schwer zu sagen.

  • Soweit ich mich erinnere ist Zimmermann und Brembo noch nie eine gute Kombination gewesen. Da kommt es recht genau drauf an welche Zimmermann Scheiben mit welchen Brembo Belägen im Zusammenspiel ist.


    Ansonsten sehe ich es so wie djphil1983 bereits geschrieben hat.

    Bei einer Bremse eine Ferndiagnose zu geben ist quasi unmöglich und u.U. hoch gefährlich (es gibt zu viel Möglichkeiten etwas falsch zu machen).

    Da dein Freund KFZ-Mechatroniker ist, werde ich ihm nicht unterstellen, dass er einen Fehler gemacht hat...

  • Hallo,


    vielen Dank erstmal für die schnellen Hilfestellungen.

    Zu viel geschmiert und die Beläge kippeln, küssen die Bremsscheibe, das führt zu Vibrationen in Form von "Quietschen"!?

    Ja wäre möglich, wenn ich jedoch an dem Belägen "drücke" bewegt sich gar nichts.


    Die Führungsbolzen nicht geschmiert und die Beläge stellen sich nicht mehr zurück!?

    Dazu gibt es noch zu sagen, dass einer Führungsbolzen der Bremse hinten links fest war, der Bremsbelag war sehr schief abgefahren. Wir haben den Bolzen jedoch wieder gangbar gemacht. Die Gummihülse war/ist aufgequollen.


    Den Sattel nicht ordentlich von Rückständen befreit? Dadurch zu wenig Rückstellmoment?

    Der Sattel wurde ordnungsgemäß und umfangreich gesäubert. Von daher würde ich das ausschließen.



    Beim Rückstellen den Bremskolben verkantet und irgendwas dort defekt gemacht!?

    Könnte ich mir auch nicht vorstellen, da die Kolben ordnungsgemäß mit dem Rückstellwerkzeug zurück gestellt wurden.


    Soweit ich mich erinnere ist Zimmermann und Brembo noch nie eine gute Kombination gewesen.

    Das habe ich leider auch schon vermutet, was jedoch sehr doof wäre.



    Bremse eine Ferndiagnose zu geben ist quasi unmöglich und u.U. hoch gefährlich (es gibt zu viel Möglichkeiten etwas falsch zu machen).

    Absolut, das stimmt.



    Freund KFZ-Mechatroniker ist, werde ich ihm nicht unterstellen, dass er einen Fehler gemacht hat...

    Das würde ich auch nicht vermuten, da er bereits viele Bremsen störungsfrei gewartet hat. Hatte bisher bei anderen Fahrzeugen keine Probleme. Außerdem war ich dabei und habe gesehen, dass alles sorgfältig und ordnungsgemäß erledigt wurde - ein bisschen Ahnung habe ich ja auch.


    Meine Theorie ist, dass der feste Führungsbolzen auf der linken Seite evtl. dafür verantwortlich sein könnte. Wir haben den Bolzen zwar gangbar gemacht, jedoch lag das Problem eher an dem aufgequollenen Gummistück, welche ja das klappern der Bremsen vermeiden soll. Vielleicht blockiert das ja nun irgendwie, da beim einlenken ja auch minimal das Rad(-lager) axial bewegt wird (Bremsbeläge drücken sich an Scheibe?). Aber ich weiß es nicht, ich bin kein KFZ-Mechatroniker oder Sonstiges.


    Heute auf dem Arbeitsweg (15 km) konnte ich es auch wieder nicht mehr reproduzieren.


    Ich danke euch erstmal!

  • Und ich dachte ich wäre alleine mit diesem Problem.

    Selbes phänomen hatte ich damals, als ich vorne Scheiben von Zimmermann und Beläge von Bosch gewechselt habe.

    Nach 1-2tsd. Km waren die Geräusche weg.


    Das Quietschen trat bei mir nur bei warmen Bremsen während des bremsens auf und wenn ich ohne Bremsen nach rechts gelenkt habe.

  • Dkraft Danke für deine Antwort. Naja vielleicht müssen sich die Bremsen ja wirklich erst mehrere tausend Kilometer einschleifen, vllt. sind es die Zimmermann Scheiben die so "Probleme" machen.


    Hat jemand mit Zimmermann Bremsscheiben überhaupt gar keine Probleme?

  • (...)

    Dazu gibt es noch zu sagen, dass einer Führungsbolzen der Bremse hinten links fest war, der Bremsbelag war sehr schief abgefahren. Wir haben den Bolzen jedoch wieder gangbar gemacht. Die Gummihülse war/ist aufgequollen.


    (...)

    Meine Theorie ist, dass der feste Führungsbolzen auf der linken Seite evtl. dafür verantwortlich sein könnte. Wir haben den Bolzen zwar gangbar gemacht, jedoch lag das Problem eher an dem aufgequollenen Gummistück, welche ja das klappern der Bremsen vermeiden soll. Vielleicht blockiert das ja nun irgendwie, da beim einlenken ja auch minimal das Rad(-lager) axial bewegt wird (Bremsbeläge drücken sich an Scheibe?). Aber ich weiß es nicht, ich bin kein KFZ-Mechatroniker oder Sonstiges.

    Und ich dachte schon, das wäre kein gängiges "Problem" mit den Gummiteilen.

    Inwiefern habt ihr es wieder gangbar gemacht? Wenn das Ding aufgequollen ist, dann ist es rum mit den Dingern, meiner Erfahrung nach. Auch wenn es sich beim ersten Mal vielleicht anderst anfühlt. Aber irgendwann kurz danach dürfte es wieder schwer zu drehen gehen, bzw schief abnutzen. Und irgendwann geht gar nichts mehr bewegungstechnisch :D (Ja, hab es testweise ausprobiert...).

    Unabhängig vom geschilderten Problem, zudem ich mir keine Einschätzung erlauben möchte, empfehle ich es, die Gummimanschetten vom Führungsbolzen zu ersetzen, wenn dieser nicht mehr einfach einzusetzen ist.

  • Inwiefern habt ihr es wieder gangbar gemacht?

    Wir haben quasi mit irgendeinem Fett oder so (ich weiß es nicht genau) in die Führung vom Bolzen gesprüht und ihn hin und herbewegt. Dabei klang es eben wieder so saugend-schmatzend, wie es meines Wissens nach sein sollte. Ich denke, dass der Schritt die Gummimanschetten vom Führungsbolzen zu tauschen wohl sehr sinnvollste erstmal wäre.


    Auf der Heimfahrt konnte ich das Problem reproduzieren. Angefangen hat es ca. bei 120 km/h. Ich vermute, dass die Bremse wirklich warm sein muss, damit das Problem auftritt. Habe dafür testhalber mal ab und an mit der Handbremse gebremst, dass auch die hinteren Bremsen warm wurden. Somit trat das Problem relativ schnell auf.


    Was mich nur verwundert, dass es erst ab 120 km/h auftrat und nicht wie sonst ab 90 km/h. Weiterhin war es diesmal auch in Linkskurven zu hören, kaum jedoch bei Rechtskurven. Wenn ich die Bremse leicht gedrückt habe, trat das Problem auch auf. Sobald jedoch mehr Bremsdruck gefordert wurde, war es verschwunden. Ein Grad oder ähnliches ist aber auch nicht zu erkennen. Werde nachher mal versuchen ein Video davon zu machen, damit ihr es besser nachvollziehen könnt. Finde das wirklich sehr sehr verwirrend - zumal ich mir technisch keine "logische" Erklärung herleiten kann.


    Werde wahrscheinlich die Bolzen mal tauschen und wenn es nicht besser werden sollte, versuche ich einfach mal 1000 km bis 2000 km zu fahren, vllt. muss es sich wirklich nur einschleifen.

  • Wir haben quasi mit irgendeinem Fett oder so (ich weiß es nicht genau) in die Führung vom Bolzen gesprüht und ihn hin und herbewegt. Dabei klang es eben wieder so saugend-schmatzend, wie es meines Wissens nach sein sollte. Ich denke, dass der Schritt die Gummimanschetten vom Führungsbolzen zu tauschen wohl sehr sinnvollste erstmal wäre.

    Normale Prozedere halt. Wichtig ist in erster Linie wie leicht das Ding wieder einzusetzen ging. Mit frischer Manschette geht der Führungsbolzen genauso leicht einzusetzen, wie der ohne. Fängt die Manschette an aufzuquellen, dann geht das einsetzen erschwert, bis diese ganz im Kanal verschwunden ist (aber sieht man beim einsetzen, wenn die Manschette sich am Bolzen entlang rausdrücken will). Lässt sich dann noch relativ gut bewegen. Irgendwann kommt der Punkt, dass die Manschette so abdichtet, dass der Bolzen sich von alleine wieder rausdrücken will oder, wenn man es geschafft hat einen Unterdruck zu erzeugen, das entsprechende Gegenteil. Finaler Zustand war, dass sich der Führungsbolzen ohne Hebel und sonstige Meinungsverstärker (Schraubstock) sich gar nicht mehr einsetzen bzw rausholen ließ, was eine dementsprechende Nichtfunktion (oder Dauerfunktion) der Bremse zur Folge hat. War faszinierend mit dem kleinen Gummiding.


    Geräuschentwicklung selbst hatte ich einmal, die beim leichten Bremsen, bzw in Rechtskurven ohne Bremseinwirkung aufgetreten war. Bei mir lag es daran, dass die Beläge hinten festgeschmoddert waren. Was ja hier eigentlich nicht der Fall sein sollte.

  • CactusZombie Vielen Dank für deine Hilfe. Der Bolzen konnte eigentlich wieder relativ leicht eingesetzt werden, jedoch merkte man das es nicht mehr zu 100 % perfekt ist. Ich glaube mich zu erinnern, dass der Bolzen mit dem Gummiteil minimal weiter raus stand, jedoch sah das "normal" aus.


    Ich werde mal schauen, ob ich für die hintere Bremsen neue Bolzen bzw. Gummiteile bekomme und diese dann im laufe der Woche von meinem Kumpel tauschen lassen.


    Außerdem versuche ich gleich mal noch ein Video während der Fahrt zu machen, damit man das besser nachvollziehen kann (ab welcher Geschwindigkeit, Lenkeinschlag, etc.).

  • Wurden die neuen Beläge anständig eingefahren?

    Um welche Brembo Beläge handelt es sich genau, haben die gefaste Kanten? Falls nicht nochmal ausbauen, Fase anschleifen, gesamten Belag abziehen und wieder einsetzen.


    Tipp für's nächste mal... Kein Brembo und kein Zimmermann mehr! Brembo in der Klein- und Mittelklassewagen Klasse kann man vergessen und Zimmermann ist schon seit Jahren beschissen.

  • das nächste mal qualitativ hochwertigen Brems Belag kaufen, dann gibt es auch kein quietschen.


    Da hilft auch kein anphasen, die Serien Ersatz Beläge von Brembo sind einfach billiger Schund. Werden auch nur zugekauft. Genauso wie Beläge von Bosch.

  • Wurden die neuen Beläge anständig eingefahren?

    Inwiefern? Die Beläge sind vllt. 100 km gerade mal drauf, daher sind sie noch nicht eingefahren. Bisher habe ich sie immer gut behandelt, damit sie sich gut aufeinader einschleifen können.

  • So ganz sicher bin ich mir da nicht mehr, ich suche mal ob ich so eine Anleitung finde. Auf jeden Fall gibt es da je nach Hersteller ne Anleitung. Man merkt ja normal auch die ersten 1-2tsd km dass die Bremse noch nicht so richtig den Biss hat den sie haben sollte. Belag und Scheibe müssen sich erst aneinander "annähern". Wenn man die eingefahren hat ist das dann nichtmehr der Fall. Ist halt die Frage ob das gegen das Quietschen hilft.

  • Eine Vollbremsung sollte man mit neuen Belägen/Scheiben generell vermeiden. Wenn man Pech hat verglasen dadurch die Beläge und man kann sie in die Tonne kloppen. Mit einer Serienanlage sollte man die ersten ~30 Bremsung moderat angehen. https://www.at-rs.de/Einbremsen.html


    Bei einer Hochleistungssportbremsanlage sieht es etwas anders aus. Ich hatte eine Brembo auf meinem ex A3 und es gab expliziert eine Anleitung:


    Mindestens 30 Bremsungen mit einer Dauer von je 3 Sekunden durchführen. Die Anfangsgeschwindigkeit verändern und mit einer niedrigen/mittleren Bremsverzögerung bremsen. Zwischen einer und der folgenden Bremsung mindestes 800m fahren. Ziel dieses Verfahrens ist es, die Temperatur der Bauteile ohne Wärmeschock zu erhöhen und die Kontaktflächen der Bremsbeläge und der Bremsscheiben aneinander zu fügen. Nach der Reihe von Bremsungen das Fahrzeug mehrere Kilometer fahren und sich bemühen, so wenig wie möglich zu bremsen, damit die Bauteile abkühlen können. Das System ist danach zum normalen Betrieb bereit.



  • ... auch ne stink normale neue Bremsanlage kann man so gewissenhaft, wie in dieser Anleitung beschrieben, einbremsen - da macht man nichts verkehrt. :thumbup:

    Der größte Fehler, der oft gemacht wird ist, dass von "Neuteilen" ohne Einlaufphase sofort Maximalleistungen abverlangt werden.