IGNIS CVT rollt im Rückwärtsgang ohne Gas langsam los

  • Mein neuer Ignis Comfort mit CVT Automatik (Baujahr 2024) rollt beim Einlegen vom Rückwärtsgang von alleine langsam nach hinten. Beim ersten Mal habe ich deswegen eine Mülltonne angedotzt, ist jedoch nichts weiter passiert und ich dachte zuerst an eine Fehlbedienung meinerseits.

    Folgendes geschieht: Motor ist an, ich gehe von P auf R und betätige dabei die Bremse. Lasse ich dann in R die Bremse los, rollt der Ignis langsam im Rückwärtsgang weiter, lässt sich jedoch jederzeit bremsen :S.

    Für mich ungewohnt, aber dadurch muss ich beim rückwärtsfahren nicht abwechselnd Gas und Bremse betätigen;)


    Aber ist das so normal oder muss ich das in der Werkstatt überprüfen lassen (gerade mal 350km drauf....)?

    Dankeschön für Input!

  • Also ich habe jetzt keinen Ignis Atomatik und das letzte mal Automatik Pkw fahren ist 20 Jahre her.

    Der damalige Audi von meinen Eltern machte das in Darstellung D und R, vorausgesetzt es war einigermaßen eben.

    "Ich" würde mir deswegen keine Gedanken machen, da "Ich" es nicht anders kenne

  • Fahrzeuge mit (Ölbad-)Wandler* haben immer einen minimalen Kraftübertrag vom Motor auf den Getriebeeingang. Bei genügender Untersetzung reicht der auch im Leerlauf zum Anrollen des Fahrzeugs bei eingelegter Fahrstufe. Durch das zusätzliche Zahnrad des Rückwärtsganges scheint das dann der Fall beim CVT-Ignis zu sein, weshalb man bei diesem "Kupplungstyp" immer auf die Bremse treten sollte im Stand und eingelegter Fahrstufe. Anders bei meinem Roller, dessen CVT hat eine Fliehkraftkupplung, die unterhalb einer bestimmten Motordrehzahl (deutlich über Leerlauf) komplett trennt.


    * gehe bei dem geschildertem "Rückwärtsdrang" von diesem Kupplungstyp beim CVT-Ignis aus

  • Ich hole mal kurz aus, weil's keine pauschale Antwort gibt, die den Kern wirklich trifft...

    • Bei Wandlerautomatik ist Kriechen auf D/R völlig normal, weil - grob vereinfacht - auf der einen Seite der Motor mit Standgas dreht und das Öl "umwälzt", und auf der anderen Seite die Antriebsachse stillsteht. Lässt man die Bremse los, reicht das Drehmoment vom Standgas üblicherweise locker aus, um Schrittgeschwindigkeit zu fahren. Das passiert auch ohne eingelegten Gang.
    • Bei der hier vorliegenden CVT-Automatik lassen wir Wandler und Gänge weg und haben stattdessen einen Gummiriemen und zwei kegelförmige Antriebsräder. Je nachdem, wo der Riemen nun anliegt (entweder hat das motorseitige oder das achsenseitige Rad den größeren Durchmesser; der der anderen Seite nimmt im gleichen Maß ab), ändert sich die Übersetzung. Aber auch hier findet auf D oder R nie eine vollständige Trennung der beiden statt.
    • Beim Smart in Generation 1 und 2 liegt im Prinzip ein normales Schaltgetriebe vor, das lediglich eine automatische Kupplung hat. Hier ist die Schaltlogik so umgesetzt, dass erst beim Gasgeben auch eingekuppelt wird - das vermeidet Verschleiß durch eine ständig schleifende Kupplung, verursacht zusammen mit der langsamem Umsetzung aber das bekannte Geruckel. Beim Vorfacelift-Ignis mit ASG (Automatisiertes-Schalt-Getriebe) war das im Prinzip genauso, nur schneller (so schlecht wie im Smart 1 kriegt das heute auch niemand mehr hin).
    • Und beim dritten Smart hat man wohl ein Doppelkupplungsgetriebe eingebaut. Das könnte, wie das ASG, eigentlich einen echten Leerlauf bieten und ebenfalls erst bei knapp über Standgas einkuppeln. Weil das eine recht jungen Technik ist und besonders VW damit die bisherigen Wandler-Fahrer überzeugen wollte, hat man nach den ersten Beschwerden dort aber das Kriechen beim Loslassen der Bremse wieder eingeführt (ist ja nur Software...). Das kann also "mal so mal so", und wie es Smart dort gelöst hat, ist mir ehrlich gesagt persönlich gar nicht bekannt. Um die "alten" Smartfahrer nicht zu verprellen, ist es aber durchaus denkbar, dass die sich immer noch so verhalten wie Generation I und II.

    Ob das Auto mit Automatik nun kriecht oder nicht, kommt also auf Technik und Umsetzung an. Die Mehrheit kennt es aber so, und da ist auch absolut nichts falsch dran :)

  • Ein CVT-Getriebe hat einen Riemen oder eine Schubkette, der/die über zwei durchmesservariable Riemenscheiben läuft. Wird der Durchmesser an der einen größer, sinkt er passend an der anderen, dadurch ergibt sich ein kontinuierlich variables Übersetzungsverhältnis im Bereich dieser Durchmesseränderungen. Über den Riemen/ die Schubkette besteht aber ständiger Kraftschluß zwischen Getriebeeingangs- und -ausgangswelle. Beim Anhalten muß also mittels Kupplung der Motor entkoppelt werden, um ihn nicht abzuwürgen. Bei CVT-Zweirädern geschieht dies üblicherweise durch eine Fliehkraftkupplung, die unterhalb einer bestimmten Motordrehzahl aus- und darüber einkuppelt. Andere Möglichkeiten wären ein Ölbadwandler, eine klassische Haldexkupplung oder eine automatisierte Kupplung. Welche Variante beim Ignis verbaut ist, weiß ich nicht, aber sowohl der Ölbadwandler, als auch die klassische Haldexkupplung mit Pumpe, die den Drehzahlunterschied zwischen Ein- und Ausgangswelle nutzt, würden schon bei geringen Drehzahlunterschieden einen geringen Kraftschluß aufweisen. Da die Lamellen der Haldexkupplung dabei aber schleifen, also warm würden und abnutzten, halte ich die Variante beim CVT für unwahrscheinlich. Wenn ein Kriechen des Fahrzeugs auftritt, bleibt somit nur der Ölbadwandler als verbaute Trennung zwischen Motor und Getriebe.

    Edit: die Haldexkupplung wäre natürlich doppelt sinnlos, da sie bei gleicher Drehzahl zwischen Ein- und Ausgang öffnet, Haldex ohne externe Pumpe ist also quatsch, die taugt nur im Allrad zwischen den Achsen oder als Differentialsperre.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dav1963 ()

    • Bei der hier vorliegenden CVT-Automatik lassen wir Wandler und Gänge weg und haben stattdessen einen Gummiriemen und zwei kegelförmige Antriebsräder.

    Auch ein CVT-Getriebe braucht aber eine Anfahr- und Trennkupplung und dies war z.B. beim S-Cross CVT ein Wandler, bei Subarus ist es ebenfalls trotz CVT einer. Hat der Ignis mit CVT wirklich keinen Wandler? Dann müsste er eine automatische Kupplung haben. Der Riemen und die Kegelräder verwirklichen unterschiedliche Übersetzungsverhältnisse, ermöglichen aber für sich allein genommen kein sanftes Anfahren und kein Trennen der Kraftübertragung. Oft wird der Denkfehler gemacht, CVTs seien grundsätzlich keine Wandlerautomatik - sind sie aber oftmals sehr wohl, nur eben ohne fest vorgegebene Übersetzungsstufen.

  • Sehe jetzt erst, dass dav1963 das zuvor im Prinzip auch schon geschrieben hatte, ich hätte zwischendurch mal die Seite aktualisieren sollen. Ändert aber nichts daran, dass der Ignis höchstwahrscheinlich einen Wandler hat. Früher konnte man sich im Presseportal von Suzuki auch ohne Anmeldung ausführliche Datenblätter herunterladen, habe ich bei S-Cross und Vitara gemacht. Für den Ignis finde ich nichts dergleichen, wahrscheinlich top secret. In diesen Datenblättern gibt es eine Zeile mit der Benennung "Kraftübertragung"; hier steht beim S-Cross CVT (Vorfacelift): "hydraulischer Drehmomentwandler". Wie erwähnt, haben auch alle aktuellen Subarus CVT + Wandler, daher können die auch im Gelände ohne qualmende Kupplung irgendwelche steilen Böschungen bewältigen oder sich aus Schlamm/Sand freiwühlen. Ich bin neulich mit einem Subaru auf Rampen gefahren und war überrascht, wie filmreif und fast ohne mein Zutun der da punktgenau und ohne Murren oder Bocken hochgefahren ist; da ist mir auch sofort wieder der Wandler eingefallen.

  • Ist bei unserem Vitara genauso,macht sich beim langsamen Rückwärtseinparken super ,ich muß nur noch mit der Bremse dosieren und zum Stillstand kommen .....

  • Vorwärts kriechen Ignis und Vitara nicht...?

    Tatsächlich nicht, deswegen war ich verunsichert und dachte, daß sich der Ignis genauso verhält wie mein alter Smart, auch beim Rückwärtsfahren.

    Ist bei unserem Vitara genauso,macht sich beim langsamen Rückwärtseinparken super ,ich muß nur noch mit der Bremse dosieren und zum Stillstand kommen .....

    Sehe ich auch als Vorteil an, macht es einfacher.

  • Auch ein CVT-Getriebe braucht aber eine Anfahr- und Trennkupplung und dies war z.B. beim S-Cross CVT ein Wandler, bei Subarus ist es ebenfalls trotz CVT einer.

    Huh, da war ich nicht up to date (oder hab's jahrelang falsch im Kopf gehabt) - gibt CVT mit und welche ohne Wandler.

    Je exotischer/seltener die Technik, desto höher der Anteil des Halbwissens... sorry!

  • Moin moin,


    als ich letztes Jahr meinen neuen Ignis abgeholt habe, habe ich auch extra nach der Kupplungsbauart gefragt. Er hat einen Wandler drin, wie "normale" Automatikgetriebe auch. Und er kriecht vorwärts wie rückwärts. Also alles normal.

    Viele Grüße von Jörg S. aus D. an der E.